Im zurückliegenden Jahr hatte sich das Orchester Werke vorgenommen, die entstanden, als sich ihre Komponisten an entscheidenden Stellen ihrer Karrieren befanden. Dazu zählen Jugendkompositionen und zukunftsweisende Werke, die Ausblicke auf bekannte Sinfonien oder Bühnenmusiken erlauben. „Das ist zwar nicht unbedingt ein Thema für den Herbst, aber in den ruhigeren Jahreszeiten entstehen Ideen für neue Aktivitäten und Vorsätze für das kommende Jahr werden geschmiedet. Vielleicht entsteht dabei der Wunsch, seine Geige oder Bratsche auszupacken und sich dem Kammerorchester anzuschließen.“ so der Vorsitzende des Vereins bei seiner Ansprache in Altlußheim.
Das etwa einstündige Konzert begann mit romantischen Klängen: Schon früh beschäftigte sich Saint-Saens (1835 – 1921) mit Werken für Orchester. Die Sinfonie A-Dur (ohne Opus-Bezeichnung), die um 1850 als erster Versuch einer Sinfonie entstand, ist eine erstaunliche Leistung für einen 15-Jährigen, sowohl aufgrund der ausgefeilten Satztechnik als auch wegen der zahlreichen originellen Einfälle, die einen großen Komponisten ankündigen. Das Kammerorchester Hockenheim unter der musikalischen Leitung von Robert Sagasser zeigte, dass es diese jugendlichen Visionen hervorragend umsetzen kann und bestach durch eine spritzige Interpretation dieses Werks.
Johann Stamitz (1717-1757), geboren in Deutschbrod in Böhmen, war ein bedeutender Violin-Virtuose und Komponist, der in Mannheim wirkte. Stamitz gilt als einer der Begründer der “Mannheimer Schule”, einer einflussreichen Komponistengruppe, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Mannheim wirkte und die Entwicklung der Sinfonie maßgeblich prägte. Seine Sinfonie Nr. 1 G-Dur ist ein frühes Beispiel für den charakteristischen “Mannheimer Stil”. Die Sinfonie besteht aus drei Sätzen und zeigt bereits viele Merkmale der klassischen Sinfonieform. Stamitz nutzte die Möglichkeiten des Orchesters geschickt aus, etwa durch die Verwendung von Crescendi, Abstufungen der Lautstärke und virtuose Passagen. Die Vielfalt der Klangfarben, der Artikulationen und der Dynamik wurden bei der Darbietung durch das Kammerorchester klar hervorgehoben und herausgearbeitet.
Ludwig van Beethovens (1770 – 1827) Ballett “Die Geschöpfe des Prometheus” zählt nicht zu den berühmten Werken Beethovens, nimmt aber einen wichtigen Platz in seinem Schaffen ein: Es zeigt seine Fähigkeiten im Bereich der Bühnenmusik und beeinflusste spätere Kompositionen wie seine 3. Sinfonie mit dem Beinamen “Eroica”.
Beethoven komponierte die Ballettmusik im Jahr 1800 im Auftrag des Ballettmeisters Salvatore Viganò. Das Ballett beschreibt die griechische Sage, bei der der Titan Prometheus die Menschen als Frau und Mann aus Ton erschafft und mit der himmlischen Fackel zum Leben erweckt. Voller Stolz präsentiert er sie als seine Geschöpfe den Göttern des Olymps.
„Eines der stärksten Stücke dieses Abends“ so ein Besucher des Philippsburger Konzerts. „Schon bei den Anfangsklängen war klar: das ist Beethoven!“
Das Konzert wurde mit einer Ouverture d’un opéra-comique inachevé (eine Ouvertüre zu einer unvollendeten Operette) von Saint-Saëns beschlossen. Saint-Saëns selbst gab an, dass diese Arbeit vermutlich im Alter von 17 Jahren entstanden ist, was auf das Jahr 1852 oder 1853 hindeutet. Die Uraufführung erfolgte erst am 2. Juni 1913 in der Queens Hall in London. Das Werk steht in Zusammenhang mit Saint-Saens Bestreben, Bühnen- und Opernmusik zu schreiben.
„Die Auswahl der Stücke war sehr gelungen: kein Feld-Wald-Wiesen-Mainstream von klassischen Stücken. Trotz der doch eher unbekannten Stücke, Musik, die gleich ins Ohr geht“ urteilte ein Paar, dass das Konzert in Altlußheim genossen hatte.
Robert Sagasser hat, als musikalischer Leiter des Ensembles, wieder einmal gezeigt, was Hobby-Musiker musikalisch zu leisten im Stande sind: Das Kammerorchester bestach durch hohe Qualität und enorme Spielfreude. Das Publikum in Altlußheim und Philippsburg war begeistert und belohnte das Orchester mit stehenden Ovationen und minutenlangem Applaus für die gelungenen Konzertabende.
Das Konzert in der Jugendstil-Festhalle wurde vom Konzertverein Philippsburg e.V. veranstaltet.
Hörproben:
Ludwig van Beethoven: Ouvertüre zum Ballett “Die Geschöpfe des Prometheus”
Johann Stamitz: 1. Mannheimer Sinfonie G-Dur, Allegro (1. Satz)
Bilder:
Fotos: © Konzertverein Philippsburg e.V.


